Chronik
Die Ursprünge
Erste Nachweise eines organisierten Feuerwehrwesens findet man bereits im Jahre 205 n. Chr. In einer Verfügung des römischen Kaisers Septimus Severus, welche die Centonarii (Feuerwehrleute) der Stadt Wagna bei Leibnitz (Steiermark) betrifft.
Das Stadtbuch der Freien Reichsstadt Augsburg von 1276 weist auf eine Dienstpflicht für bestimmte Berufe bei Feuersbrünsten hin. Ausdrücklich erwähnt werden „Wasserträger“ und „Weinträger“, denen als Gegenleistung für ihre wichtige Tätigkeit sogar Steuerfreiheit zugesichert wurde.
Über viele Jahrhunderte hin war die Bekämpfung von Bränden die Aufgabe von Löschdienstpflichtigen verschiedener Berufsgruppen, welche ihre Sache mit mehr oder weniger Engagement so recht und schlecht betrieben. Im Brandeinsatz selbst bot sich dann meist leider das Bild einer großen, undisziplinierten und konfusen Menschenmasse, und so war auch der Erfolg der Löschbemühungen meist entsprechend schlecht. Erst die Entwicklung von Löschmaschinen im Rahmen der zunehmenden Industrialisierung schuf die Voraussetzung für eine wirkungsvollere Brandbekämpfung.
Zu Beginn und Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Bayern das Feuerlöschwesen durch sogenannte kommunale Pflichtfeuerwehren aufrecht erhalten. Die Pflichtfeuerwehr an sich war eine schwerfällige Institution, besonders was dringend notwendige Modernisierungsmaßnahmen oder die Qualität der Ausbildung der Feuerwehrdienstleistenden betraf.
Die Stadt Augsburg war 1849 die erste Stadt Bayerns in welcher eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Als älteste Freiwillige Feuerwehr Deutschlands gilt die FF Meißen in Sachsen, deren Gründung auf den 17. Juli 1841 datiert wird.
Gründungen von Freiwilligen Feuerwehren auf dem Lande erfolgten zunächst nur sporadisch. Schließlich ging aber eine große Welle von Vereinsgründungen durch unser Land und in auch in den kleinsten und abgelegensten Dörfchen tat sich etwas, wenn es darum ging dem Brandschutz eine freiwillige Basis zu geben. Sicherlich bedurfte es da und dort auch eines manchmal nicht gerade sanften Druckes von Seiten übergeordneter Behörden, um überall eine „freiwillige Feuerwehr“ auf die Beine zu stellen. In unserer Umgebung etablierten sich freiwillige Wehren 1864 in Göggingen, 1869 in Gersthofen, 1873 in Steppach und Haunstetten, sowie 1874 in Welden.
Die Gründung und Anfangsjahre
28 Männer waren es, die am 5. Juni 1875 die Freiwillige Feuerwehr Westheim ins Leben gerufen hatten.
Nach Überwindung üblicher Anfangsschwierigkeiten hatte sich der Verein ganz gut entwickelt und mit Unterstützung der Gemeinde, des Bezirksamtes (heute Landkreis), und des Kreises (heute Regierungsbezirk) eine reichhaltige und für die damalige Zeit moderne Ausrüstung erhalten. Eine Saug- und Druckspritze wurde im Jahr 1879 für 1319 Mark gekauft. Neben einer fast unbrauchbaren Feuerspritze von 1825 besaß die Wehr seit 1880 eine weitere kleine Löschmaschine, die ihr von einer Feuerversicherungsgesellschaft überlassen worden war. Im Jahre 1907 wurde eine mechanische Schubleiter im Wert von 430 Mark in Dienst gestellt. Im Dezember 1912 eröffneten die Gemeinden Westheim und Steppach eine gemeinsam gebaute Wasserleitung mit insgesamt 44 Unterflurhydranten. Dafür waren insgesamt 52.000 Mark aufgewendet worden, eine Summe, die bei den damaligen bescheidenen Gemeinde- und Distriktetats zentnerschwer ins Gewicht fiel. Mitten während des Krieges, im Jahr 1915, erhielt die Westheimer Feuerwehr noch einen Hydrantenwagen, der die Schlagkraft der Truppe in Verbindung mit der neuen Wasserleitung wesentlich erhöhte.
Aber auch für das Vereinsleben wurde Einiges getan. Ein seit der Gründung bestehender Feuerwehr-Gesangsverein löste sich zwar um die Jahrhundertwende wieder auf, aber am 15. Juli 1900 wurde das 25-jährige Jubiläum der Wehr mit Fahnenweihe, gemeinsamen Kirchgang auf den Kobel und Zapfenstreich feierlich begangen. 35 Gastvereine mit der Patenwehr aus Oberhausen an der Spitze, marschierten durch mehrere Triumphbögen in Westheim ein.
Daneben kam aber auch die praktische Arbeit nicht zu kurz. Am 20. Mai 1887 ging in Westheim das Söldanwesen Pröll in der Ortsstraße durch Brandstiftung in Flammen auf, eine der ersten Bewährungsproben für die damals noch junge Ortsfeuerwehr. Insgesamt hatten sich bei diesem Brand mit den umliegenden freiwilligen Feuerwehren aus Ottmarshausen, Hainhofen, Schlipsheim, Neusäß, Steppach und Oberhausen, sowie der Pflichtfeuerwehr aus Hammel nicht weniger als 269 Hilfeleistende eingefunden. Ein Jahr später, 1888, war Bezirksvertreter Schwager zu einer eingehenden Inspektion erschienen. Zwischen 1887 und 1937 sollte Freiwillige Feuerwehr Westheim zu insgesamt 33 Brandeinsätzen ausrücken.
Jahre der beharrlichen Weiterentwicklung
Am Vormittag des 1. August 1904 entstand durch Blitzschlag ein Großfeuer im landwirtschaftlichen Anwesen des Anton Seitz, Ortstraße Nummer 26 (heute Von-Rehlingen-Straße 29). Wie der Einsatzbericht des damaligen Kommandanten Georg Reuß zeigt, erschien die Westheimer Ortsfeuerwehr nur 5 Minuten nach Ausbruch des Brandes mit 36 Mann der freiwilligen Wehr und 6 Mann der Pflichtfeuerwehr sowie zwei Löschmaschinen und einer Schlauchhaspel am Brandort – eine auch heute noch beachtliche Leistung.
Auch die umliegenden Wehren aus Hainhofen, Schlipsheim, Steppach, Biburg, Diedorf und Aystetten waren mit insgesamt 153 Mann und 6 Löschmaschinen erschienen, so dass sich mit weiteren 30 Hilfeleistenden aus dem Ort nicht weniger als 225 Helfer einfanden. Die beiden Löschmaschinen der Westheimer Wehr saugten Löschwasser aus einem nahegelegenen Brunnen, sowie aus dem gegenüberliegenden Schlossweiher. Von dort aus versorgten auch die Feuerwehren Hainhofen und Schlipsheim die Einsatzstelle mit Löschwasser. Die vier Löschmaschinen der übrigen Feuerwehren wurden in Reserve gehalten. Erst am 2. August mittags konnte der Brand als gelöscht angesehen werden.
Ein knappes Jahr später, am 5. Juni 1905, entstand erneut durch Blitzschlag ein Großfeuer im gegenüberliegenden Anwesen Georg Böhm (heute Von-Rehlingen-Straße 44), bei welchem sich die Westheimer Wehr wiederum bewähren konnte. Auch hier wurde zur Brandbekämpfung Löschwasser aus dem nahen Schlossweiher gepumpt.
Mit Hilfe eines Fonds schritt man in der folgenden Zeit zur Uniformierung der gesamten Mannschaft. In den Jahren nach 1905 waren bereits jene Rosshaarbüsche, welche den Farben des Deutschen Reiches nachempfunden, schwarz, weiß und rot auf den Helmen der Chargierten geweht hatten, durch schmucklose Kugelspitzen ersetzt worden.
Noch vor dem ersten Weltkrieg hatte die Westheimer Wehr eine beachtliche Mannschaftsstärke von 55 Mitgliedern erreicht. Leider wurde diese Mannschaft durch den Krieg stark dezimiert, denn von den 55 Mitgliedern erhielten 34 den Gestellungsbefehl. Vier sahen die Heimat nie wieder, ein Kriegsteilnehmer erlag – bereits heimgekehrt – einem Leiden, das er sich im Felde zugezogen hatte.
Die folgenden Jahre waren eine Zeit der beharrlichen Weiterentwicklung. Die Wehr war längst im Leben der Gemeinde verankert und die Leistungen anerkannt.
Generationenwechsel hatten sich vollzogen und die damals jungen Teilnehmer der Gründungsversammlung, von denen der eine oder andere auch schon 1870/71 gegen Frankreich in den Krieg gezogen war, lebten schon zum Teil nicht mehr, als es galt das 50-jährige Gründungsjubiläum zu feiern. Hierzu präsentierte sich die Mannschaft uniformiert angetreten mit Spritze und Leiter im Hof des Westheimer Schlosses, dem heutigen Notburgaheim.
50-jähriges Gründungsjubiläum 1925. Präsentation von Mannschaft und Gerät im Hof des Westheimer Schlosses
Die Jahre nach 1933
Das Jahr 1933 sollte zu einem entscheidenden Jahr für den Weg der gesamten deutschen Feuerwehren werden. Mit der Machtergreifung Hitlers verloren die freiwilligen Feuerwehren nach und nach ihren Status als sich selbst verwaltende Körperschaften, als Vereine. Sie wurden zusammen mit Berufs- und Werksfeuerwehren zu einem Bestandteil der Polizei (Feuerlöschpolizei).
Nach dem Kriegsausbruch mussten sie zunehmend halbmilitärische Aufgaben übernehmen. Entsprechend wurden auch die Uniformen und Rangabzeichen denen der Ordnungspolizei angepasst. Im Jahre 1941 wurden die Helme schwarz lackiert.
1934 hatte die Nichtbestätigung eines von der Wehr vorgeschlagenen Kommandanten durch den Gemeinderat großen Unwillen in der Mannschaft erregt.
Seit 1936 waren dann unter dem neuen Wehrführer Luftschutzübungen angesetzt worden. Am 17. November 1935 rückte die Westheimer Wehr auch zu einem Brand in den Industriewerken Lohwald aus. Sie brauchte allerdings nicht mehr einzugreifen. Leider verunglückte hierbei aber einer der Rottenführer, was einen längeren Krankenhausaufenthalt nach sich zog.
Als zwischen der nationalsozialistischen Regierung und der katholischen Kirche bereits tiefe Spannungen bestanden nahm die Wehr dennoch an Fronleichnamsprozessionen teil, ein Zeichen, dass es - wie auch andernorts - nicht so militärisch streng, wie in den Vorschriften gefordert, zuging.
In Westheim schmälerten schließlich seit den Jahren 1941 und 1942 Einberufungen die Basis der Wehr zunehmend, so dass der Bürgermeister sogar zu Notverpflichtungen schreiten musste.
An wichtigen Einsätzen während der Kriegszeit sind zu erwähnen:
Feuer in vier Güterwaggons der Reichsbahn, die am 25. Mai 1940 während der Fahrt in Brand geraten waren, der Brand der Kobelwirtschaft am 17. Januar 1942, sowie die Bekämpfung von zwei Großfeuern in Scheunen und Maschinenschuppen zweier Gehöfte, die am 27. April 1945 durch amerikanisches Artilleriefeuer ausgelöst worden waren.
Noch im März und April 1945, als der Zusammenbruch bereits absehbar war, wurden noch Feuerwehrverbände in die schweren Abwehrschlachten in Ostdeutschland und um Berlin an die Front geschickt. Nach dem Kriegsende befand sich das Feuerlöschwesen in einer trostlosen Lage.
Wiederaufbau und Neubeginn
Der Neubeginn der Feuerwehren nach 1945 war hart. Heimgekehrte Kriegsteilnehmer wollten keine Uniform mehr anziehen. Die Jugend der Nachkriegsjahre stand lange abseits. In den ersten Nachkriegsjahren wechselten bei der Freiwilligen Feuerwehr Westheim die Kommandanten alle ein bis zwei Jahre.
Von 1945 bis 1950 standen der Westheimer Wehr drei verschiedene Kommandanten vor. Erst die Wahl von Sebastian Gruber zum Kommandanten im Jahr 1950 brachte Kontinuität in die Wehr, was die Voraussetzung für einen grundlegenden Neuaufbau war. 1954 verzeichnete der Westheimer Feuerwehrverein erstmals über 100 aktive und passive Mitglieder. Bis 1966 leitete Sebastian Gruber die Freiwillige Feuerwehr Westheim und legte in dieser Zeit das Fundament für die heutige moderne Wehr.
Rückte man in den fünfziger und zu Beginn der sechziger Jahre mit einem Tragkraftspritzenanhänger aus, der entweder von Muskelkraft oder einem Traktor gezogen wurde, so waren diese Zeiten spätestens seit dem 90-jährigen Gründungsfest vorbei, als der Westheimer Feuerwehr ein neues Gerätehaus mit Schlauchturm als Anbau neben der Schule und ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 auf Mercedes-Benz-Fahrgestell und Aufbau der Firma Bachert übergeben wurde. Hierfür hatte die Gemeinde Westheim rund 100.000 DM aufgewendet. Der Chronist vermerkt damals, dass die Wehr die Feierlichkeiten der Ruhe des Ortes angepasst, und auf ein groß angelegtes Fest verzichtet habe. Dennoch feierte man in Anwesenheit von Landrat Dr. Wiesenthal, Bürgermeister Madlener, Kreisbrandinspektor Wiedemann und Kreisbrandmeister Anzenhofer aus Haunstetten mit Blasmusik, einem Festzug zur Pfarrkirche, Festgottesdienst und einer Schauübung am Nachmittag die Weihe des neuen Gerätehauses und Löschfahrzeuges gebührend. Wie den Aufzeichnungen aus den Dienstbüchern zu entnehmen ist, war Dies sicherlich der Höhepunkt der Amtszeit von Kommandant Sebastian Gruber und die Krönung seiner geleisteten Aufbauarbeit nach dem Kriege.
In Anerkennung seiner Leistungen wurde Sebastian Gruber später zum Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Westheim ernannt.
90-jähriges Gründungsjubiläum im Jahre 1965 mit
Fahrzeugweihe eines Löschgruppenfahrzeugs LF 8 (Mercedes-Benz L 319, Aufbau Firma Bachert)
Neuer Kommandant, Tanklöschfahrzeug und 100-jähriges Gründungsjubiläum mit Fahnenweihe
Ein Jahr später, 1966, wurde Max Sefferin zum Kommandanten gewählt. Unter ihm konsolidierte sich die Wehr weiter und die technische Ausrüstung wurde weiter verbessert.
Unter anderem wurde das Fahrzeug mit Funk ausgerüstet, eine Schaumausrüstung, sowie Atemschutzgeräte beschafft und auch der Fuhrpark konnte erweitert werden. Vom Katastrophenschutz wurde ein Tanklöschfahrzeug TLF 8 auf Unimog-Fahrgestell zur Verfügung gestellt. Dieses Fahrzeug erhöhte die Schlagkraft der Westheimer Wehr ungemein. Insbesondere bei Brandeinsätzen in den folgenden Jahren bewährte sich das Tanklöschfahrzeug mit drei Mann Besatzung und 800 Liter-Wassertank, mit welchem die Westheimer Wehr einen schnellen Erstangriff vornehmen konnte.
Mit diesen beiden Fahrzeugen LF 8 und TLF 8 gehörte die Freiwillige Feuerwehr Westheim zur damaligen Zeit sicherlich zu den am besten ausgerüsteten Feuerwehren der näheren Umgebung. Auch zog man bei den regelmäßig durchgeführten Bewegungsfahrten manche neidvollen Blicke in den umliegenden Orten auf sich. Leider wurde das Tanklöschfahrzeug bereits nach wenigen Jahren vom Katastrophenschutz wieder abgezogen und andernorts stationiert.
Feuerwehrgerätehaus um 1968 mit Unimog-Tanklöschfahrzeug TLF 8 (links), Löschgruppenfahrzeug LF 8 (Aufbau Fa. Bachert) und TSA (rechts hinten)
Im Jahre 1975 - drei Jahre nach der Eingemeindung nach Neusäß - stand das große 100-jährige Gründungsjubiläum an, welches zusammen mit den Feuerwehren aus Neusäß, Hainhofen, Hammel und Schlipsheim begangen wurde. Gleichzeitig war dieses Fest, welches in der damaligen Kiesgrube an der Georg-Odemer-Straße, dem heutigen bebauten Schmutterpark gefeiert wurde, die Geburtsstunde des Neusässer Volksfestes. Ein Festausschuss dem unter anderem Kommandant Max Sefferin und Vorstand Matthias Seefried angehörten, befasste sich mit den Festvorbereitungen. Zum Gründungsjubiläum wurde auch eine neue Fahne beschafft, wofür auch in der Bevölkerung fleißig Spenden gesammelt wurden. Die Fahne selbst wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes auf der Sportanlage Lohwald vom damaligen Augsburger Weihbischof und heutigen Bischof von Regensburg Manfred Müller geweiht. Der Entwurf für die Fahne stammte von Martin Seitz, die Fahne selbst wurde in der Taubstummenanstalt Hohenwart von Hand gestickt. Ein großer Festumzug mit acht Musikkapellen, drei Spielmannszügen, mehreren Festwagen und Abordnungen von 57 Vereinen war nachmittags die Krönung eines rundum gelungenen Festes.
Entwicklung zur modernen Feuerwehr
1976 folgte Kaspar Magg als Vorstand auf seinen langjährigen Vorgänger Matthias Seefried.
Kurzzeitige Nachwuchssorgen überwand die Freiwillige Feuerwehr Westheim 1979 als unter Kommandant Max Sefferin und ab 1981 unter dem neuen Kommandanten Manfred Seemiller kontinuierlich mehrere Jugendliche, vorwiegend aus den Reihen der älteren Pfarrjugend und der Ministranten der Feuerwehr beitraten.
In diesen Jahren machte ein überall zu spürender Trend auch vor der Westheimer Wehr nicht halt. Die Feuerwehr musste immer seltener zu Bränden ausrücken und vielmehr bei Einsätzen technische Hilfe leisten, sei es bei Ölspuren, Hochwasser- und Unwettereinsätzen oder Verkehrsunfällen. Hierfür wurde zusätzliche Ausrüstung benötigt, welche seitens der Kommune, aber auch zum Teil durch den Feuerwehrverein selbst beschafft wurde.
Leider konnte die so nach und nach beschaffte zusätzliche Ausrüstung im vorhandenen Löschfahrzeug aus Platzgründen nicht untergebracht werden und musste unzweckmäßiger Weise im Gerätehaus gelagert und je nach Einsatz schließlich flugs im Mannschaftsraum des Fahrzeugs verstaut werden. Die jahrelangen Bemühungen von Kommandant Manfred Seemiller um ein zweites Einsatzfahrzeug waren nicht erfolgreich.
Am 23. Juni 1985 feierte die Westheimer Wehr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche und einem anschließenden Fest beim Gerätehaus das 110-jährige Gründungsjubiläum. Insgeheim hatte man gehofft, zum Jubiläum ein neues Löschfahrzeug zu bekommen und eine Fahrzeugweihe ins Festprogramm aufnehmen zu können. Die Ersatzbeschaffung für das 1965 in Dienst gestellte Fahrzeug verzögerte sich jedoch leider, zumal auch für die Feuerwehren aus Ottmarshausen, Steppach und Täfertingen neue Fahrzeuge bestellt werden mussten. So wurde zum 110-jährigen Gründungsjubiläum, zu dem die Wehr auch eine kleine Festschrift veröffentlichte, eben nur die kurz zuvor auf Initiative des damaligen Vorsitzenden Kaspar Magg gefertigte Florianfigur über den Ausfahrten des Feuerwehr-Gerätehauses durch Geistlichen Rat Alois Braunreiter eingeweiht.
Im darauffolgenden Jahr 1986 schließlich, übergab Bürgermeister Dr. Manfred Nozar ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 auf Mercedes-Fahrgestell 609 D und Aufbau der Firma Ziegler mit erweiterter Beladung zur technischen Hilfeleistung wie Stromerzeuger, Beleuchtungssatz, Motorsäge und dergleichen an die Westheimer Wehr, zusammen mit den anderen baugleichen Fahrzeugen für die Wehren aus Täfertingen, Steppach und Ottmarshausen.
Auch in diesen und in den darauffolgenden Jahren blieb die Westheimer Wehr vor Nachwuchssorgen, dank gezielter Werbung unter den Jugendlichen, verschont.
1992 stellten sich Vorsitzender Kaspar Magg und Kommandant Manfred Seemiller bei den turnusmäßigen Neuwahlen nicht mehr für Ihre Ämter zur Verfügung. Erfreulicherweise war Manfred Seemiller, welcher die Westheimer Wehr 11 Jahre als Kommandant geführt hatte, jedoch bereit das Amt des Vereinsvorsitzenden zu übernehmen. Zum neuen Kommandanten wurde Robert Mayr gewählt. Ihm folgte im Amt des Kommandanten 1995 Claus Wanner.
Im Frühjahr des gleichen Jahres gelang Claus Wanner als neuem Kommandanten nach langen Verhandlungen mit der Stadt Neusäß die Beschaffung eines zweiten Einsatzfahrzeuges. Die Stadt Neusäß sicherte einen festen Geldbetrag zum Fahrzeugkauf zu, die übrigen Kosten deckte die Wehr selbst durch eine gezielte Spendenaktion in der Westheimer Bevölkerung. So konnte ein 4 Jahre alter, handelsüblicher, gebrauchter und bereits rot lackierter Mercedes-Kleinbus MB 100 D erworben werden, der in Eigenregie zu einem Mannschaftstransport- und Mehrzweckfahrzeug umgerüstet wurde. Über 300 Meter Kabel mussten für den Einbau von Blaulicht, Martinhorn, Funk, Warnlampen, Außenlautsprecher und dergleichen in vielen Arbeitsstunden neu im Fahrzeug verlegt werden.
Ende September 1995 war das Fahrzeug für den Feuerwehreinsatz tauglich fertig umgerüstet. Einen Monat später, am 29. Oktober 1995 erfolgte die offizielle Übergabe des Fahrzeugs an die Westheimer Wehr durch Bürgermeister Dr. Manfred Nozar und die Weihe durch Pfarrer Peter Baintner. Die großzügigen Spender erhielten alle eine Dankesurkunde der Freiwilligen Feuerwehr.
Im Jahr 1999 brachen infolge heftiger Unwetter in Augsburg mehrere Dämme und das Ackermann-Wehr an der Wertach. Infolge dessen wurden ganze Stadtteile überflutet. Auch die Freiwillige Feuerwehr Westheim wurde, wie viele andere Wehren des Landkreises, in die Stadt Augsburg zum Hochwassereinsatz beordert. Viele Keller im Bereich der sogenannten Uhlandwiesen mussten ausgepumpt werden.
Im Jahr 2000 schließlich feierte die Westheimer Feuerwehr das 125-jährige Gründungsjubiläum bei strahlendem Sonnenschein mit einem dreitägigen Fest. Auftakt bildete am Freitagabend eine Stadel-Party mit Musik für die jüngere Generation. Am Samstag zeigte die aktive Mannschaft ihr Können bei einer Einsatzübung im landwirtschaftlichen Anwesen Johann Merk neben dem Festplatz. Am Sonntag wurde die anlässlich des Jubiläums im Kloster Hohenwart restaurierte, handgestickte Vereinsfahne beim Festgottesdienst gesegnet.
Erneute dramatische Hochwassereinsätze forderten die Westheimer Wehr, als im Juni 2002 nach tagelangen heftigen Regenfällen im Landkreis Augsburg Katastrophenalarm ausgelöst worden war. Ganze Ortschaften waren überschwemmt; in einer Tiefgarage in Diedorf - wohin auch die Westheimer Wehr ausrückte - ertranken zwei Bewohner in den Fluten.
Bei den turnusmäßigen Neuwahlen im Jahr 2004 stellte sich Kommandant Claus Wanner nicht mehr zur Wahl. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Christian Kugelmann.
Das 130-jahrige Gründungsfest feierte die Westheimer Feuerwehr am 26. Juni 2005 mit einem Festgottesdienst vor dem Kobelkreuz und einem anschließenden Sommerfest unter den alten Kastanienbäumen vor der Kobelkirche.
Hier schließt sich nun langsam der Kreis. Von jenen Tagen, in denen die freiwilligen Feuerwehren erstmals aufbrachen, um dem Nächsten das schützende Dach und Hab und Gut zu erhalten, spannt sich bis in unsere Zeit, in der die Feuerwehr zu einem modernen Notdienst für so viele Widrigkeiten des Lebens geworden ist, ein Bogen scheinbar selbstverständlicher Hilfe von Bürger zu Bürger. Wo und wann auch immer Feuer ausbricht, Hochwasser droht oder irgendein anderer Notstand zu beseitigen ist, so wissen die Einwohner und ihre Feuerwehr, dass auch Hilfe von außen kommt, wenn sie gebraucht wird.
Vielleicht hat gerade diese Selbstverständlichkeit, mit der man sich auf die freiwilligen Feuerwehren verlassen kann, zu jener Gleichgültigkeit beigetragen, mit der so mancher Mitbürger den Erfordernissen und der Tätigkeit der Feuerwehr gegenübersteht.
Die Pioniere der Feuerwehren vor über hundertdreißig Jahren, die wir hier auch auf alten Fotos sehen können, hatten sicherlich von jenen Einsatzmitteln, die unserer modernen Feuerwehr heute an die Hand gegeben sind, nicht einmal zu träumen gewagt. Deshalb sollen diese Zeilen der Chronik auch jedem Leser Mahnung sein, die Tradition eines freiwilligen Einsatzes für den Mitmenschen – jederzeit und überall – auf Dauer zu bewahren! Jeder ist gefordert und Geld ersetzt leider keinen Idealismus!
Vorstände |
Kommandanten |
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Anton Leinauer |
1875 – 1890 |
Jakob Heichele |
1875 – 1883 |
Jakob Heichele |
1890 – 1898 |
Andreas Wagner |
1883 – 1894 |
Josef Müller |
1898 – 1909 |
Johann Leinauer |
1894 – 1898 |
Johann Leinauer |
1909 – 1925 |
Sebastian Frey |
1898 – 1901 |
Wilhelm Lang |
1925 – 1934 |
Johann Leinauer |
1901 – 1904 |
Anton Ender |
1934 – 1945 |
Georg Reuß |
1904 – 1919 |
Anton Ender |
1947 – 1950 |
Anton Ender |
1919 – 1934 |
Josef Böhm |
1950 – 1951 |
Sebastian Frey |
1934 – 1945 |
Karl Reinertshofer |
1951 – 1966 |
Anton Seitz |
1945 – 1947 |
Matthias Seefried |
1966 – 1976 |
Max Pröll |
1947 – 1948 |
Kaspar Magg |
1976 – 1993 |
Josef Böhm |
1948 – 1950 |
Manfred Seemiller |
1993 – 1998 |
Sebastian Gruber |
1950 – 1966 |
Peter Mayr |
1998 - 2010 |
Max Sefferin |
1966 – 1981 |
Claus Wanner |
2010 - 2011 |
Manfred Seemiller |
1981 – 1993 |
Martin Seemiller |
2011 - 2015 |
Robert Mayr |
1993 – 1995 |
Ulrich Kugelmann |
2015 - |
Claus Wanner |
1995 – 2004 |
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Christian Kugelmann |
2004 – 2016 |
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|
Daniel Schneck |
2016 - |